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Donnerstag, 22. September 2011

Facebook Timeline: Dein Leben als Datenlieferant - von der Wiege bis zur Bahre?

Langsam wird es beängstigend: Facebook hat sich auf der Entwicklerkonferenz F8 (zum ersten Mal seit langem) komplett neu erfunden und reagiert damit auch auf den Angriff durch Google+. Anders als die Konkurrenz scheint es Mark Zuckerberg aber langsam auf die Spitze treiben zu wollen.

Mit der "Timeline"-Funktion wird zwar das Gesamt-Layout ganz ansehnlich aufgehübscht und magazin-mäßig illustriert, zeigt aber auch, worum es Facebook eigentlich geht. Den Nutzer, dessen Leben und, besser noch, seine Daten endgültig zu vereinnahmen und für die Zukunft an das Unternehmen binden.

Das gesamte Leben als Zeitstrahl auf Facebook: Was im echten Leben als Fotoalbum, Bilder-Ordner, Handy-Video und Papa´s Super 8-Filmen noch romantisch und nett ist, bekommt mit Timeline einen - zugegebenermaßen verlockenden, aber auch bedrückenden Touch. Überreißt ein heute 15-jähriger, was er da für seine Zukunft bei Facebook (und deren Kunden) an seine Timeline tackert? Wie weit soll das gehen: Von der Wiege bis zu Bahre, alles geteilt bei Facebook? Und wie endet so eine Timeline im Sinne von Facebook bitte? 



So beeindruckend und schick das neue Gesamtlayout von Facebook mit der Profilseite, der Timeline, dem Live-Ticker und den diversen App-Integrationen auch sein mag - es ist wieder ein Schritt mehr in Richtung völliger Kontrolle. Und das wirkt eher beängstigend, als dass es Lust auf mehr macht. Zumal davon ausgegangen werden kann, dass die neuen Funktionen gut ankommen und vermutlich auch den Normal-Users viel Spaß machen werden (Spotify etc.).

Und genau hier geht es aber noch weiter: "Open Graph" heißt der Mechanismus, mit dem geteilte Dinge automatisch den Freunden mitgeteilt werden. Auch dann, wenn der Nutzer gar keinen Facebook-eigenen Dienst, sondern eine von Dritten angebotene App innerhalb von Facebook nutzt. Was er kocht, wo er wann ist, was er dabei hört - all das soll automatisch archiviert werden und auf den Servern des Unternehmens gespeichert werden. Eine Art "Lifestream" entsteht, hübsch für den User - aber auch unendlich wertvoll für Facebook.

Somit ist klar: Die Timeline-Funktion und die heute vorgestellten Neuerungen heben Facebook auf ein neues Level des Social Web. Und jeder muss einmal mehr für sich darüber klar werden, ob er diesen Weg mitgehen will.

Ziel von Zuckerberg scheint es nicht mehr zu sein, noch mehr Mitglieder zu generieren (bei 800 Millionen ist ja dann auch mal die Sättigungsgrenze erreicht), sondern deren (Privat-)Leben maximal in das Facebook-Netz einzuspinnen. Tatsächlich irgendwie beängstigend.

Da wird Google+ ja fast schon sympathisch, mit seinen überschaubaren Funktionen und dem Trend hin zum selbstbestimmten Nutzer, der sein Profil sowohl privat als auch geschäftlich ohne schlechtes Gewissen und unter voller Kontrolle nutzen kann.

Die Zeit nach dem Roll-Out der neuen Funktionen in der nächsten Woche wird zeigen, ob Facebook weiter auf seine willigen Jünger zählen kann, oder ob es Mark Zuckerberg diesmal zu weit getrieben hat und die User wenigstens das letzte Stück Privatsphäre für sich behalten wollen. Allein der Glaube daran fehlt.

4 Kommentare:

  1. Kapier ich ned so wirklich ehrlich gesagt...

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  2. Es ist ganz einfach: Bei den nächsten EHEC-Ausbrüchen kann man ganz schnell auf Facebook nachsehen, wo die Opfer gegessen haben, und schwupps hat man den Salat. Oder die Gurke. Oder die Sprossen.

    Kriminelle sollten schon mal üben, Facebook zur Konstruktion falscher Alibis zu nutzen.

    Ansonsten versucht Zuck wohl, die Drehbuchautoren von "Das Netz" und "Der Morgen stirbt nie" zu beschämen. Ihm fallen Dinge ein, auf die Hollywood nie gekommen wäre.

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  3. wieso immer diese unterton der alles neue gleich ins negative zieht - das was fb veröffentlicht hat, ist der nächste logische schritt -
    defacto haben nutzer nun viel mehr & einfacher die möglichkeiten, dass was sie veröffentlichen zu kontrollieren & darauf einfluss zu nehmen - ob man die timeline auch als solche nutzt oder nicht - ist ja jedem selber überlassen - aber prinzipiell sollte allen mal klar werden: das wird die neue form des social web & das ist auch gut so - & wenn man es nicht mag weil ja ach so viele unglaublich privaten daten beim "bösen" facebook sind gibts eine lösung:
    einfach abmelden! - gibt ja genug alternative anonyme foren wo sich "däumchen86" mit "blümchen85" unterhalten können.

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  4. Als langjähriger fb-User kann ich irgendwie beide Seiten verstehen.

    Trotzdem sollte man (mal wieder) auf die möglichen Gefahren hinweisen - trotz oder gerade weil die Änderungen so verlockend sind.

    Oder wie schreibt es so schön SPON: "Facebook als Lebensgeschichte: Schreibt euren eigenen Nachruf!"
    http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,788029,00.html

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