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Sonntag, 27. Dezember 2009

Soundtrack Of The Moment: Lucky Jim - Wheels

Die "Soundtrack Of The Moment"-Reihe dient einem ganz einfachen, egoistischen Zweck: Meine Lieblingsvideos, -bands, -songs etc. kompiliert als ewig fortgeschriebener Video-Soundtrack zum Nachhören und Erinnern. Vielleicht ist ja auch was für euch dabei - und löst den "Als ich das gehört habe, da...."-Moment aus.

Heute: Dank eines Déjà-vu-Erlebnisses während einer langen ICE-Fahrt und in den Tiefen meines mp3-Players habe ich doch tatsächlich "All The King´s Horses" von den fantastischen Lucky Jim wiederentdeckt. Ein unglaublich gutes Album des damals (und heute?) noch relativ unbekannten Londoner Duos.

Zwar habe ich die beiden etwas aus den Augen verloren und somit wohl auch die neue Platte verpasst (sofern sie schon erschienen ist), aber mir Lucky Jim immerhin wieder in mein musikalisches Gedächntis zurückgerufen. Deshalb hier als Erinnerung und Gedankenstütze zugleich, der neue Song "Wheels", aufgenommen im Londoner Kult-Pub "The Slaughtered Lamb".

Donnerstag, 24. Dezember 2009

lifesoundsreal wünscht frohe Weihnachten & einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Kurz in eigener Sache: lifesoundsreal bedankt sich für ein sehr ereignisreiches und erfolgreiches 2009. Auf eine Fortsetzung in 2010! Frohe Weihnachten an alle Freunde, Partner und Unterstützer - und natürlich an alle Leser und Follower sowie die Kollegen aus dem Sellfish.de-Universum.

Sonntag, 20. Dezember 2009

Review: Kodiak vs. Nadja - Split (CD)

Denovali / Cargo Records

Zwei Bands, zwei Songs, 40 Minuten Spielzeit. Den Fakten nach bleibt der Split-CD "Kodiak vs. Nadja" eigentlich nicht viel hinzufügen. Eigentlich. Denn diese Kollaboration zwischen den kanadischen Experimentalisten Nadja und den deutschen Doom-Frischlingen Kodiak lässt den Hörer mit offenem Mund und einigem Staunen zurück.
Und ganz ehrlich: Bis zur eingehenden Lektüre und Auseinandersetzung mit den beiden Bands waren mir Genre-Etiketten wie "drone" kaum und "shoegazer" nur beiläufig ein Begriff. Ich hätte das mal alles in die Ecke "instrumentaler Noise-/Post-Rock" geworfen, aber das scheint den beiden Bands tatsächlich nicht gerecht zu werden. Da ist die Bezeichnung "ambient doom" doch viel sympathischer und trifft den Nagel prächtig auf den Kopf.
Und so startet der Trip mit Kodiak, die in ihrem 20-minütigen "MCCCXLIX the rising end" ein ordentliches Fass an düsteren Gitarrenwänden aufmachen, diese mühsam vor sich hinschieben, an- und abwschwellen lassen, Spannung und Atmosphäre erzeugen und beides scheinbar endlos in die Länge ziehen, um sie abschließend in schweren Melodien zu beerdigen. Eher ruhig gehen es dagegen Nadja an, die von Anfang an die Gitarren advantgardistisch wabern lassen, sich in ausufernden Melodien und Weiten verlieren und den Hörer knapp zehn Minuten einen extrem dichten Gitarrenteppich auslegen, der sich die abschließenden zehn Minuten Spielzeit mit einem bedrohlichen Rauschen und Verzerren verwebt. Klingt mächtig - und ist auch so.
Und damit kann sich das Experiment "Kodiak vs. Nadja" immerhin eines auf die Fahne schreiben: Selten haben mir zwei Tracks so ein anstrengendes aber dafür auch so intensives Musikerlebnis verschafft. Direkt danach brauche ich aber etwas leichteres an Kost, etwas optimistisches, etwas positives. Wo liegt gleich nochmal meine Mumford & Sons...?

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Fettes Brot: Neuer Song "Erde bebt" als kostenloser Download

Irgendwie spürt man förmlich, dass Weihnachten unaufhaltsam naht: Stündlich tröpfeln Weihnachtsmails ein, es ist zapfig-kalt draußen und die Menschen in den Fußgängerzonen drehen endgültig am Rad.

Da wundert es kaum, dass sich auch Fettes Brot nicht länger lumpen lassen und weihnachtsmäßig ein verfrühtes Geschenk vom Stapel lassen: Der Song "Erde bebt", ein ElectroPunkFunk-Torpedo, gibt einen ersten Hinweis auf das was 2010 von Fettes Brot noch zu erwarten ist. Den freien Download gibt es ab sofort hier - und auch alle Infos zum Vorverkauf für die kommende Tour!

Dienstag, 15. Dezember 2009

The Casualties: Die Street-Punk-Legenden auf Tour in 2010

Sieben Alben auf dem Buckel, unzählige Tourneen durch die USA, Südamerika, Europa und Japan – man könnte meinen, The Casualties hätten bereits alles erlebt und gesehen in ihrer langjährigen Bandgeschichte. Doch The Casualties wären nicht The Casualties, wenn sie sich nun zurücklehnen und den Nietengürtel ablegen würden: Laut und Roh wie eh und jeh untermauern sie mit ihrem neuem Album „We Are All We Have" ihren Status als Sprachrohr des Street-Punk - und im neuen Jahr auch auf Tour:

The Casualties Tour 2010
07.01.2010 (GER) Nürnberg - Kunstverein
08.01.2010 (GER) Leipzig - Conne Island
09.01.2010 (GER) Berlin - Clash
14.01.2010 (AUT) Wien - Arena
15.01.2010 (GER) München - Backstage
28.01.2010 (SUI) Zürich - Dynamo
29.01.2010 (GER) Köln - Underground
04.02.2010 (GER) Hamburg - Hafenklang
06.02.2010 (GER) Hannover - Bei Chez Heinz

Freitag, 11. Dezember 2009

Anti-Flag: Ebay-Auktionen für einen guten Zweck

Politisch-korrektes, musikafines Geschenk gesucht? Noch bis Sonntag 13. Dezember dauern die Anti-Flag Ebay Charity Auktionen! Versteigert werden exklusive und limitierte Artikel, deren Einnahmen zu 100% an die karitative Emmaus Organisation gespendet werden.

Hier findet hier alle Auktionen im Überblick. Anti-Flag versteigern darin unter anderem zwei auf 20 Stück limitierte Eishockey Jerseys, die exklusiv für ihr Meet & Greet mit den Kölner Haien produziert wurden, darüber hinaus verschiedene Tourposter, Backstagepässe, Eastpak Rucksäcke, limitierte 7-Inches T-Shirts und und und...!

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Soundtrack Of The Moment: Mumford & Sons - Winter Winds

Die "Soundtrack Of The Moment"-Reihe dient einem ganz einfachen, egoistischen Zweck: Meine Lieblingsvideos, -bands, -songs etc. kompiliert als ewig fortgeschriebener Video-Soundtrack zum Nachhören und Erinnern. Vielleicht ist ja auch was für euch dabei - und löst den "Als ich das gehört habe, da...."-Moment aus.

Heute: Es geht auf die Zielgerade - das Ende eines Jahres bedeutet auch immer Rückblick und eine Auseinandersetzung mit den Alben des Jahres 2009. Da gibt es natürlich schon so einige Favoriten, aber auch einiges an wunderbaren Zwischentönen mit denen ich so nicht gerechnet habe. Wie im echten Leben also gilt es (musikalisch) für dieses Jahr einiges aufzuarbeiten.

Ein absolutes Highlight waren und sind vor allem Mumford & Sons, die sich mit ihrem Album "Sigh No More" in mein Herzen gespielt haben, wie es bis dato nur wenige Bands geschafft haben. Aber nun erstmal genug der Befindlichkeiten, in gewisser Weise habe ich da ja schon Stellung bezogen und bin mir sicher, dass die Jungs bei der Jahresendabrechung auch eine gewichtige Rolle spielen werden. Hier also das Video zum wunderbaren "Winter Winds":

Montag, 7. Dezember 2009

Review: Juri Gagarin - Cobra (CD)

Audiolith Records / finetunes.net

Wer mich kennt, weiß dass ich vielleicht nicht der größte Elektro-Fan bin. Oder New Rave-Experte. Oder einer der sich zu Techno-Beats auf den Tanzflächen der Stadt blamiert. Da braucht es schon mehr Gin-Tonic als ich an meinen eigenen Fingern abzählen kann.
Deshalb ist es mir hoffentlich nachzusehen, dass die Bewertung von Juri Gagarin und ihrem zweiten Album "Cobra" weniger professionell ausfällt als es vielleicht in meinen Heimat-Genres passieren könnte oder wie es wohl ein Germanistik-Studium-Abbrecher im Spex-Volontariat schreiben würde.
Aber eigentlich bedarf es bei Juri Gagarin gar keiner großen Fachkenntnisse. Denn das Prinzip lässt sich ziemlich schnell beschreiben: Elektro trifft Powerpop trifft Trash-Techno. Haut ungefähr in die gleiche Kerbe wie vielleicht Bratze oder Frittenbude und - ich gebe es nur ungern zu - es funktioniert: Selbst bewegungsfaule Klosterbrüder wie mich reißen Juri Gagarin mit ihren energiegeladen-ausgeworfenen Techno-Brocken vom imaginären Hocker. Ein bißchen Europop á la Snap hier, bratzelnde Elektro-Flusen dort und überdreht-stampfende Techno-Beats zu - nennen wir es mal "eingängigen" - aber dafür umso prägnanteren Vocals. Einfaches Prinzip - große Wirkung.
Danke Juri Gagarin, denn nach so einem Elektro-Schock und geblendet von einem (hoffentlich) betont trashigen Cover setze wohl selbst ich mir bei der nächsten Sellfish tanzt-Ausgabe die neon-grüne 1-Euro-Plastikbrille auf, richte mein Egotronic-Shirt und schmeiß mich in den Rave. Wenn das mal nicht eine höchst-professionelle Bewertung ist - und am Ende gar ein schlecht verstecktes Kompliment.

Freitag, 4. Dezember 2009

Review: Martha Wainwright - Sans Fusils, Ni Souliers, A Paris (CD)

Cooperative Music / Universal

Zugegeben, meine musikalischen Berührungspunkte mit französischen Künstlern sind bis dato recht überschaubar - und gerade Chansons waren mal richtig weit weg. Umso überraschender und schöner aber, dass ich mit Martha Wainwright und ihrem Edith Piaf-Tribute "Sans Fusils, Ni Souliers, A Paris" den Erstkontakt wohl nicht besser hätte erwischen können.
Denn "Martha Wainwright's Piaf Record" (wie sich das Album passenderweise auch nennt) trifft mit seiner melodramatischen bis nachdenklich-beschwingten Atmosphäre genau die Jahreszeit. Kerzenschein, Wein und draußen die Kälte, während man von Martha Wainwright in die verwundbare Welt von Edith Piaf´s schwermütigen Chansons entführt wird. Aufgenommen wurde das Album während drei intimer Konzerte in New York’s Dixon Place Theatre und transportiert in seiner Live-Atmosphäre herrlich den verführerischen und gleichzeitig unnahbaren Charakter von Chansons. Von der Erotik der französischen Sprache mal ganz zu schweigen.
Sicherlich ist "Sans Fusils, Ni Souliers, A Paris" kein Album für den schnelle Musikgenuss nebenbei: Diese Songs brauchen Zeit, Platz und Atmosphäre zum Atmen, damit sich der emotionale Effekt von Piaf´s unglaublicher Songtiefe auch angemessen entfalten kann. Bemerkenswert im übrigen auch wie Martha Wainwright mit ihrer Stimme den Songs die Gänsehautstimmung verleiht, die das Album zu einem ganz Besonderen machen: Eines für zeitlose, zurückgefahrene und besinnliche Momente. Wie die Jahrezeit. Nur dass das bei den Menschen da draußen im aktuellen Vorweihnachtswahn untergeht.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Black Rebel Motorcycle Club: Neues Album im März 2010

Nachdem am 27.11.2009 ihr erstes Doppel-DVD + CD-Live-Album "Black Rebel Motorcycle Club Live" erschienen ist, legen Black Rebel Motorcycle Club nun nach: Am 12.03.2010 wird mit "Beat The Devil´s Tattoo" (Abstract Dragon/Cooperative Music/Universal) ihr fünftes Studioalbum erscheinen.

Aufgenommen wurde das neue Werk zu großen Teilen in den Basement Studios in Philadelphia. Das gleiche Studio, das auch schon für die Aufnahmen zu "Howl" genutzt wurde. Mit "Beat The Devil's Tattoo" wird auch ein neues Mitglied in den Reihen von BRMC vorgestellt: Leah Shapiro wird fortan den Platz hinter den Drums einnehmen.

Hier die Tracklist:
01. Forsaken
02. Conscious Killer
03. Bad Blood
04. War Machine
05. Sweet Feeling's Gone
06. Evol
07. Mama Taught Me Better
08. River Styx
09. The Absent
10. Aya
11. Shadow's Keeper
12. Warning Sign
13. Halfstate
14. Annabelle Lee (Bonus Track)

Im Frühjahr nächsten Jahres wird es dann eine Tour durch Europa geben, in der sie für vier Termine auch in Deutschland Halt machen werden.

Black Rebel Motorcycle Club Tour 2010:
02.05.2010 Hamburg - Markthalle
03.05.2010 Köln - Essigfabrik
04.05.2010 Berlin - Postbahnhof
05.05.2010 Muenchen - Backstage Werk

Montag, 30. November 2009

Review: Andrew Vladeck - The Wheel (CD)

End Up Records

Heute mal was ganz Neues: Andrew Vladeck ist ein Singer/Songwriter aus New York, der hierzulande noch kaum in Erscheinung getreten ist. Zu Unrecht wie ich finde. Denn sein Album "The Wheel" ist ein gelungenes Gesamtwerk des modernen Folk und Roots-Rock von klassisch-amerikanischer Prägung.
So glänzt Andrew Vladeck insbesondere in seiner bodenständigen aber nicht unaufgeregten Art mit zurückhaltender Instrumentierung seine Songs in Geschichten zu verwandeln. Klar ist dabei seine Gitarre das vordergründigste Instrument, aber auch das Banjo darf das ingesamt sehr gemächliche und countryeske Gefährt um einigen Schwung erweitern. Dazu die intelligent-charmanten Lyrics, beherrschte Vocals und ein akurates Songwriting. Sehr erwachsen und ausgegoren das Ganze.
Ein Genre-Neulinge - wie ich es nunmal bin - denkt nach dem ersten Durchlauf von "The Wheel" in seiner naiv-unwissenden Art erstmal an Bob Dylan - und dann an Bruce Springsteen. Und ungeachtet ob der Frage, wer mir nach der Einschätzung alles böse sein könnte oder sich geschmeichelt fühlen dürfte, ist relativ schnell klar, dass Andrew Vladeck etwas wunderbares gelungen ist: Nämlich den gedanklichen Staub von meiner Vorstellung des spröden, in seinem eigenen Saft garenden amerikanischen Folk-Rock wegzupusten und mit den 13 Songs von "The Wheel" eine neue Genre-Ecke in meinem CD-Regal (und in meinem Herzen) einzurichten. Das sollte als Urteil erstmal reichen - auch und gerade weil es nicht von einem Americana-Experten sondern von einem Roots-Newbie kommt.

Dienstag, 24. November 2009

Review: William Fitzsimmons - The Sparrow And The Crow (CD)

Grönland Records / Cargo Records

"Was für ein Bart! Was für eine Biografie! Was für ein Künstler": Das wäre wohl die einfachste aber auch treffendste Art William Fitzsimmons mit seinem Album "The Sparrow And The Crow" zu charakterisieren. Und tatsächlich ist das erste Studioalbum von William Fitzsimmons die Aufarbeitung seiner eigener Biografie und dabei ein herzschmerztiefes Zeugnis beeindruckender Singer/Songwriter-Kunst.
Schon die Lebensumstände des Herren aus Pennsylvania lässt so manchen Biografie-Schreiberling vor Neid erblassen. Denn als Sohn blinder Eltern war eine enge Bindung zur Musik für William Fitzsimmons wohl nur allzu verständlich. Und als gelernter Psychotherapeut sind gerade ihm die Möglichkeiten der Musik als Heil- aber auch Schmerzmittel umso bekannter. Aber dem nicht genug: In seinem eigenen Leben hat er sich nach der Scheidung von seiner Frau scheinbar mit "The Sparrow And The Crow" selbst therapieren müssen.
Genug dramaturgischer Stoff also - und so wundert es nicht, dass Fitzsimmons mit den ersten Takten schon die Melancholie in Stimme, Instrumentierung und Lyrics trägt: Trennung, Schmerz, Liebe, Kummer. Das klingt erst nach schwerer Kost, und das ist es tatsächlich dann auch. Getragene Melodien, sanfte Vocals, zaghafte Instrumentierung, brüchige Atmosphäre, während die Texte mal lyrisch-tief, mal eher simpel-naiv daherkommen. Unterstützt wird Fitzsimmons hier und da von weiblichen Backvocals und im Refrain. Aber im Grunde ist alles reduziert und fokusiert auf Eines: Den Künstler und seine Musik als Selbstzweck. Mehr braucht es ja manchmal nicht. Ein gelungenes, stimmiges Singer/Songwriter-Album, das insbesondere durch seine beklemmende Atmosphäre und sein Gesamtmotiv mitzureißen vermag.

Sonntag, 22. November 2009

Review: V/A - Die Verhältnisse Rocken - 10 Jahre Attac (CD)

Rookie Records / Cargo

Attac wird zehn Jahre alt - ein guter Anlass wie man meinen könnte, um ein Zwischenfazit zu ziehen. Nix da! Denn Attac würde sich selbst nicht treu bleiben, wenn man diesen Anlass nicht etwa zur Eigenlobhudelei nutzt, sondern ganz subtil aber bestimmt den Finger in die Wunden der weiterhin runinösen Verhältnisse in Politik, Wirtschaft, Umwelt und der Gesellschaft legt.
So geschehen mit dem Sampler "Die Verhältnisse rocken - 10 Jahre Attac", zu dem eine ganze Reihe namhafter Bands und Künstler einen Song beigesteuert haben. Und die meisten haben es auch nicht dabei belassen, irgendeinen x-beliebigen Track aus der aktuellen Album-Rotation zu fischen: Nein, die 15 Songs sind zumeist bisher unveröffentlichte oder in exklusiven Versionen oder Remixes bereitgestellte Stücke der einzelnen Beteiligten. So haben es sich z. B. die Sportfreunde Stiller, Spillsbury, Bela B., die Donots, Die Sterne, Jan Delay oder etwa New Model Army nicht nehmen lassen, Attac einen Song zum Jubiläum zu schenken und vereint auf dem Sampler ein deutliches Zeichen ihrer Unterstützung zu setzen.
Musik hören - und Gutes tun. Oder wenigstens darüber nachdenken und sich damit beschäftigen, wie man die Verhältnisse in diesem Land oder der globalisierten Welt noch ändern kann. Das ist die unaufdringliche Motivation und Aussage dieser Compilation, die mit ihrer gelungenen Song-Mischung zum einen extrem gut zu Unterhalten weiß, und auf der anderen Seite vielleicht den ein oder anderen doch dazu veranlasst, seinen Arsch zu bewegen - und die Verhältnisse zu rocken. Dann wäre ja schon einiges erreicht.

Freitag, 20. November 2009

Snapshot-Review: NOFX - Cokie The Clown (EP)

Neu im Angebot: Die Snapshot-Review - d.h. frisch im Briefkasten, kurz reingehört und eine erste Meinung gebildet.

NOFX - Cokie The Clown (EP)
Vier Songs auf hohem NOFX-Standard, die es aber nicht auf das Vorgänger-Album "Coaster" geschafft haben. Dazu mit "My Orphan Year" eine Akustik-Nummer, in der Fat Mike sein Abschied (und vielleicht wohl auch sein Gewissen) zum Tod seiner Eltern verarbeitet. Naja, und wer meine demütige Haltung zu NOFX kennt, weiß wieviel Klos-im-Hals das für mich bedeutet - übrigens ganz abgesehen davon, dass sich ein Fatwreck- und NOFX-Abschied anzukündigen scheint. Rein vom Gefühl her - oder warum steht uns in Kürze eine "Wrecktrospective" bevor.

Mittwoch, 18. November 2009

12.12.2009, Zwingerkeller (Nürnberg): Sellfish tanzt vs. Robocop Kraus DJ Team (Weihnachtsspecial)

Kann man einen Anlass, der sich seit drei Jahren wiederholt, schon Tradition nennen? Und ist Tradition nicht eigentlich ein ganz furchtbares Wort? Wie dem auch sei, wir haben uns jedenfalls auch in diesem Jahr zur „Weihnachtsausgabe“ von sellfish tanzt Gast-DJs eingeladen.

Diesmal handelt es sich um das Robocop Kraus DJ-Team, das mit uns die schönsten Perlen aus 327 Jahren Pop-Geschichte auflegen wird. Eigentlich haben sie sich ja selbst eingeladen, aber wer hätte dieses Angebot schon ausgeschlagen?

Ganz bestimmt gibt es auch in diesem Jahr den hässlichsten Weihnachtsbaum der Stadt, verfrühte Weihnachtspräsente für die ersten Gäste des Abends und vielleicht kleben wir uns ja sogar weiße Rauschebärte an... Findet es doch einfach selbst raus.

sellfish tanzt vs. Robocop Kraus-DJ Team
Samstag, 12.12.2009
ab 23 Uhr
Zwingerkeller, Lorenzer Straße 33, Nürnberg
file under: Indie, Elektro, Post-Punk, Pop

Sonntag, 15. November 2009

Review: Kings Of Leon - Only By The Night / Live At The O2 Arena London (DVD)

Sony Music

Lebkuchen im September, Nikoläuse im Oktober und bereits ein beeindruckendes Arsenal an Best-Of- und Live-Alben in den Regalen der Musikgeschäfte. Jetzt merkt wohl auch der letzte, dass das Weihnachtsfestgeschäft vor der Tür steht. Aber von der Konsumschelte mal abgesehen, beschert uns das letzte Quartal des Jahres doch immerhin regelmäßig einige besonders schöne Perlen aus der vorvergangenen Veröffentlichungsflut. So auch bei den Kings Of Leon, die ihr Konzert in der Londoner O2-Arena für die Produktion einer beeindruckenden Live-DVD genutzt haben. Beeindruckend insbesondere ob der Songvielfalt und des technischen Standards aus Produktion, Schnitt und Sound.
Leider etwas reduziert dagegen die Ausstattung der eigentlichen DVD: Zwar begeistern die vier Jungs aus Tennesse über zwei Stunden (140 Min.) ihre Zuhörerschaft, legen aber nichts an Bonus-Material oder sonstiger Fan-Bespaßung auf dem Silberling bei. Etwas schwach wie ich finde. Wenn man es positiv sehen möchte, kann man sich wenigstens voll auf das Konzert und die Live-Qualitäten der Followill-Sippe konzentrieren.
Und das ist auch für sich allein schon beeindruckend, mit welcher Kraft und Dichte die Kings Of Leon performen. Da braucht es auch keiner großen Ansagen. 'Shut up and play' scheint wohl das Motto zu sein und so startet die DVD ohne große Worte aber dafür statusgemäß mit den aktuellen Hits "Notion" und "Be Somebody". Natürlich finden sich bei 22 (!) Tracks auch geniale Songs aus vergangenen Alben, aber erwartungsgemäß laut wird es bei "Closer", "Sex On Fire" oder "Use Somebody" aus dem Über-Album "Only By The Night". Die Bekanntheit und Begeisterung ist auch nicht ganz verwunderlich, sind die Kings Of Leon nach ihrem letzten Album doch längst von der Konsum-Welle überrollt worden - bedienen sich doch inzwischen selbst Fernsehsender der Songgewalt der Kings Of Leon um ihre geschmacklosen Doku-Soaps und Blockbuster-Trailer musikalisch-frisch begleiten zu können.
Nun gut, bevor es wieder zu moralisch wird: Für die objektive Bewertung des reinen Live-Vergnügens bei "Only By The Night - Live At The O2 Arena" lässt sich ohne Bedenken die absolute höchsten Punktzahl zücken. Ein pures und intensives Konzerterlebnis einer genialen Band, das ob der etwas schwach ausgestatteten DVD wohl nur als besonderes Schmanckerl von Kings Of Leon-Fans und Konzertliebhabern seinen Weg unter dem Weihnachtsbaum finden wird.

Mittwoch, 11. November 2009

Review: Dead To Me - African Elephants (CD)

Fatwreck / SPV

Also ganz ehrlich: Diesmal hat mich das neue Album von Dead To Me doch glatt auf dem falschen Fuß erwischt. Denn wer bei "African Elephants" mit einem klassischen Nachfolger -Album zu "Cuban Ballerina" oder der "Little Brothers“-EP gerechnet hatte, der hat sich mal richtig geschnitten.
Schon der Opener ("X") verzückt und verwirrt zugleich: Dub, Reggae-Anleihen, entspannnter Pop-Punk. Sind das Dead To Me, eine Neuerfindung ihrerselbst oder schon eine andere Band? Und die Frage, ob diese Entwicklung letztendlich der Reduzierung im Line-Up (Sänger Jack Dalrymple nimmt eine Auszeit, die Band macht als Trio weiter) oder einer wie auch immer gearteten musikalischen Eingebung geschuldet war, muss wohl erstmal so im Raum stehen bleiben. Aber von dieser leichten Verwirrung mal abgesehen ist "African Elephants" ein ausgezeichnetes, weil höchst facettenreiches Album: Punkpop, 80er-Jahre-Punkrock, Rock und Grunge ("Blue").
Das heißt in der Konsequenz aber auch endgültig der Abschied von den (damals schon sehr entfernt wahrnehmbaren) Hardcore-Wurzeln aus "Cuban Ballerina"-Zeiten. Irgendwie schade, aber dafür genial kompensiert - und ins Gegenteil verkehrt: Poppunk, der zum Glück nicht zu glatt produziert ist, und dabei durch eingestreute dubbigen, reggae-esken und rockigen Highlights im Songwriting immer abwechslungsreich ist und überraschen vermag. Hört sich für manche etwas heterogen an, macht aber über die gesamte Spielzeit absoluten Sinn. Ein durch seine Stil- und Tempowechsel in sich changierendes Album einer Band, die sich wohl grad neu erfunden hat. So ausgelutscht der Begriff auch sein mag - selten war er so treffend wie bei Dead To Me.

Samstag, 7. November 2009

Review-Special: Bestandsaufnahme November 2009

Manchmal bleiben bei all dem Alltagsstress für manche Sachen keine Zeit: Den musikalischen Horizont zu erweitern, zum Beispiel. Und darüber zu schreiben. Dürfte eigentlich nicht sein - und deswegen gibt es ab sofort ein weitere Review-Special-Reihe, diesmal als genreübergreifendes Mash-Up und ab sofort unter dem Motto "Bestandsaufnahme", hier: November 2009.

Den Anfang machen die beNUTS, die mich schon länger begleiten und die nach 15 Jahren Bandgeschichte mit "Shut Up An Dance" (GLM / Soulfood) bereits ihr siebtes Studio-Album vorweisen können. Und immer wieder erstaunlich, dass man beim Durchhören der vierzehn Ska-Kracher an alles denkt, aber nicht unbedingt an eine Combo aus München. Aus München! Und diesmal ist der Effekt ganz besonders: Denn für das neue Album haben die beNUTS ihren Sound vollends internationalisiert. Nicht weniger als acht Sprachen haben ihren Weg ins Songwriting gefunden, und auch so ist der Sound nochmal aufgeweitet worden: Vom reinen Ska-Gehüpfdohle war die acht-köpfige Formation zum Glück eh schon längst weit entfernt und hat nun ihrem Sound noch mit Jazz, Rock, Folk, Polka und Punkrock einen spannenden, etxtrem tanzbaren letzten Schliff gegeben. Worldmusic-Ska also irgendwie - und damit dürfen sich beNUTS nicht nur mit dem Titel der "besten deutschen Ska-Band" (DRMV) schmücken, sondern können sich ohne Zweifel auch als "internationalste Ska-Band der Welt" bezeichnen. Da gebe ich der Promo-Info recht, ebenso wie man mit dem neuen Album getrost dessen Titel "Shut Up An Dance" als Motto nehmen und unaufgefordert Folge leisten kann.

Vollkommen neu sind mir dagegen Marvins Revolt aus dem schön-weiten Ländchen Dänemark, das sich offensichtlich seinem skandinavischen Nachbarn Schweden annähert - zumindest was die wohl bei der Geburt besonders kräftig ausgeprägten musikalischen Rock-Adern angeht. Ihr bereits drittes Studio-Album "Patrolling The Heights" (Play/Rec / Cargo) ist nämlich ein Rock-Album im positivsten Sinne: dichter und kräftiger Sound, mit der richtigen Mischung aus Melodien und - das ist besonders lobenswert - einem etwas noisigen Ansatz, der hier und da mal ausbricht, sich in Sound-Landschaften verfranst und dann in rohes aber geordnetes Chaos mündet. Hört sich im ersten Moment schwer nach Prog- und Post-Rock anhört. Und wem sich bei diesen Begriffs-Schubladen die Zehennägel aufrollen, der macht mit Bands wie Marvins Revolt alles richtig: Moderner, innovativer und spannungsgeladener Rock. So einfach kann das manchmal sein - und aus Dänemark.

Und wenn wir grad schon in der Post- und Prog-Rock-Schublade kramen und rumräumen: Da passen nämlich IRA mit ihrem zweiten Album "Visions Of A Landscape" (Golden Antenna / Brokensilence) gleich zweimal rein. Und auch sonst fügt sich die Münsteraner Combo einwandfrei ins Bild des gepflegt-sperrigen Breitwand-Rocks. Die im Genre einschlägig bekannten und allseits zitierten Hardcore- und Punk-Wurzeln, höre ich zwar auch in diesem Fall nicht wirklich raus (ein Phänomen das mir weiterhin zu denken gibt), aber das ist ja auch zweitranging. Denn in erster Linie machen IRA groß angelegten, epischen Rock - die Spielzeit von fast einer Stunde bei sechs Tracks belegt diese These -, der mal ausufernd aber nie überfordernd den Hörer in den Bann zieht. Melancholisch, fragmentartig, zurückhaltend mit Vocals, schaffen die Songs genau das was der Titel "Visions Of A Landscape" als Soundteppich verspricht: Pathetischer, atmosphärischer Rock mit der Ehrlichkeit der Melodie und dem Anspruch, mit der kreativen Weitläufigkeit den Hörer mitzureißen und nicht zu überfordern. Und das ist absolut gelungen.

Wer dagegen seine Hardcore- und Punk-Phase gar nicht erst überwinden und weiterverarbeiten muss, sind die Jungs von Landmines aus Richmond (VA) - die stecken nämlich mitten drin und scheinen sich dabei auch sehr wohl zu fühlen. Ganz in der Tradition von Genre-Helden wie Strike Anywhere oder Avail schlägt ihr selbstbetiteltes Debütalbum (Gunner Records) schon mit den ersten Takten ein und lässt schnell klar werden, wie der Hase läuft: Treibende Gitarren, knallende Drums, catchy Melodien, markige Vocals und Shouts im Refrain. Schnell, hart und auf den Punkt. So muss es sein und beweist einmal mehr, dass Amerika immer noch die Nase vorn hat in der anhaltenden Bandflut des klassischen Hardcore/Punks. Besonders zu empfehlen ist das Album aber nicht nur aufgrund seines hervorragenden Sounds - produziert wurde es von Brian Mc Terran (Hot Water Music, The Loved Ones u.a.) - sondern auch, weil es zum eigentlichen Debütalbum noch eine EP oben drauf gibt. 18 Songs auf einer CD, was will man zur Zeiten der Wirtschaftskrise mehr? Eben. Und genau deshalb machen Landmines gleich noch mehr Spaß: Leidenschaftlicher, roher und ehrlicher Hardcore-Punkrock in Überlänge. Mehr davon!

Etwas vom Gaspedal gehen dafür For Arkadia, die mit ihrem ebenfalls selbstbetitelten Debütalbum (Millipede Records /Broken Silence) ein Musikstil-Hopping der gelungenen Art hinlegen. In erster Linie Rock, aber irgendwie auch nicht. Denn die (im Sinne ihres Gründungsdatums) junge Band aus dem musikalisch zwar kreativem aber bandmäßig doch eher frugal ausgestattetem Raum Nürnberg/Fürth kombiniert wild aber mit Verstand Wave, Noise und Post-Rock-Anleihen zu einem prachtvollen Indiepop-Mash-Up der sich gewaschen hat. Um es griffiger zu machen und zum Schubladeneinordnen nennt uns die Label-Info Bands wie Girls Against Boys, Interpol oder die frühen U2. Mag zutreffen, ist aber auch eher irreführend. Zu speziell-eigensinnig ist der Sound der vier Herren aus Nürnberg. Zu sechs Songs (die es auf immerhin fast eine halbe Stunde Spielzeit bringen) hat es auf deren Debüt gereicht - leider, muss man fast sagen: Denn selten haben sich ein paar Songs so kraftvoll und spannend zwischen Geschrammel und großen Rock-Posen entwickelt wie bei For Arkadia. Und das meine ich nicht etwa allein aus lokalpatriotischen Motiven heraus. Nein, ich bin einfach gespannt wie weit es für For Arkadia geht. Denn die Grundvoraussetzungen sind schon mal hervorragend.

Donnerstag, 5. November 2009

06.11.2009, Hirsch (Nürnberg): Easy Star All-Stars

Wer sich an die Beatles wagt und dann auch noch d a s Album der Beatles covert, der muss verrückt sein. So scheinbar geschehen bei den Easy Star All-Stars: Sie haben eine gelungene Reggae-Version von „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" eingespielt, genau wie sie vorher mit „Dub Side Of The Moon" bewiesen haben, dass man auch zu Pink Floyd grooven kann und mit „Radiodread" natürlich Radiohead auf ein Riddim-Fundament gestellt haben.

Ein wahnsinniges Projekt, das die Easy Star All-Stars auf die Beine gestellt haben. Die unzähligen Mitglieder, Mitmusiker und Mitstreiter der Band lesen sich wie das Who is Who der New Yorker Reggae-, Ska-, Dub- und Jazz-Szene. Und nachdem sie schon überall gespielt haben, von den kleinen Clubs bis in die großen Hallen, geht es jetzt auf Welttournee. Und was bisher noch als unmöglich zu gelten hatte, schaffen die Easy Star All-Stars spielend: Reggae-Fans, Classic-Rock-Fans, Dub-Fans und Indie-Rock-Fans gemeinsam vor der Bühne zum Tanzen zu bringen.

Von dem Groove, mit dem die All-Stars die Beatles (und andere) in Dub übersetzt haben, kann man sich am Freitag, den 6. November 2009 im Nürnberger "Hirsch" überzeugen. Wem dieser Termin zu kurzfristig ist, hat immerhin noch zwei andere Möglichkeiten, die Reggae-Kombo live zu erleben.

Easy Star All-Stars Tour 2009
05.11.2009 Köln - Stadtgarten
06.11.2009 Nürnberg - Hirsch
07.11.2009 Berlin - Glashaus der Arena
08.11.2009 Hamburg - Knust

Dienstag, 3. November 2009

07.11.2009, Zwingerkeller (Nürnberg): Sellfish tanzt!

Nachdem uns die Stille-Feiertage-Mafia im November nur einen einzigen Samstag zum Tanzen übrig lässt, gibt es die Shambelei eben mal eine Woche früher als gewohnt. "Wir sind dann mal UNTEN", so lautet diesmal das Motto und wer dabei einen luftballonmäßigen Querverweis auf einen Animationsfilm, der aktuell in den Kinos läuft, entdeckt, liegt gar nicht so verkehrt.

Musikalisch soll so ziemlich alles möglich sein, ohne sich dabei aber dem Massengeschmack anbiedern zu müssen. „Die Hits neben den Hits“, lautet das Motto. Die Anlage wird nicht mit den üblichen Hypes gefüttert, sondern ausschließlich mit den eigenen Lieblingsplatten. Was nicht gefällt, wird nicht gespielt, der Indie-Ballermann bleibt weitestgehend außen vor. Aufgelegt werden neben ein paar ausgewählten Singles vor allem Albumtracks, die viel zu selten in Discos gespielt werden oder auch Bands, die es bei den üblichen Tanzveranstaltungen nicht mal in den Plattenkoffer des DJs schaffen würden. Wer Schubladen braucht, soll sie haben: Indie, Schrammelpop, Elektro, Heartcore heißen die Koordinaten. Was das konkret bedeutet, könnt ihr immer mal wieder in unserem Blog auf unserer MySpace-Seite nachlesen.

Sonntag, 1. November 2009

Review: Gogol Bordello - Live From Axis Mundi (CD/DVD)

Sideonedummy Records / Cargo

Also entweder ist Eugene Hütz, seines Zeichens Frontman von Gogol Bordello, ein Arbeitstier besonderer Güte oder ihm ist einfach nur langweilig. Sonst hätte er sich nämlich erst einmal auch auf seinem Erfolg ausruhen können: Ausverkaufte Touren, sämtliche Festivals gerockt, von Madonna geadelt ("La Isla Bonita" bei Live Earth) und neuerdings auch Film- und Hauptdarsteller u.a. an der Seite von Elijah Wood in "Alles Ist Erleuchtet".
Umso erstaunlicher, dass die chaotischen Vorzeige-Gipsy-Punks die kreative Arbeit nicht zu vernachlässigen scheinen: Denn bevor bereits Anfang 2010 in Zusammenarbeit mit Produzenten-Genie Rick Rubin der Nachfoger zu "Super Taranta" (2007) folgt, schieben Gogol Bordello mal eben noch das Live-Album "Live From Axis Mundis" nach. Das Besondere dabei ist hier aber nicht nur die DVD mit einem Konzertmitschnitt aus dem Irving Plaza in ihrer Heimatstadt New York, der mit spitzen Sound, energiegeladeneder Show und über eine Stunde Bonus-Material überzeugen kann. Nein, fast noch schöner ist die zusätzliche Live-CD, zu dem die altehrwürdige BBC in Form von exklusiven Live Session-Aufnahmen ein paar richtige Schätze beigetragen hat. Neben den zuvor nur einmalig ausgestrahlten Aufnahmen und einigen weiteren Songs aus Live-Sessions ist auch noch ein bisher unveröffentlichter Albumtrack zu finden. Eine extrem runde Sache also.
Absolut empfehlenswert, sowohl für eingefleischte Fans aber auch diejenigen, die sich nach dem ganzen Hype der um Gogol Bordello entstand, etwas von der Band entfernt hatten. Ein schönes Live-Album zur richtigen Zeit, das wieder Appetit macht - auf Gogol Bordello und das neue Album.

Samstag, 31. Oktober 2009

Review: Foo Fighters - Greatest Hits (CD)

SonyBMG

Also um ehrlich zu sein, hatten die Foo Fighters bis dato bei mir immer nur eine etwas gebremste Aufmerksamkeit erfahren. Denn bis jetzt hat kein Album den Weg in mein CD-Regal geschafft - das aber weniger ob der zweifelsohne großartigen musikalischen Qualitäten der vier Jungs um Frontman Dave Grohl. Nein, die Foo Fighters waren einfach nur da und haben dabei einen Hit nach dem anderen abgeliefert - da kann man schonmal in Schockstarre geraten.
Umso besser, dass ich mir ex post sozusagen die Retrospektive und Karriere der Foo Fighters in einem Album aneigenen kann. Mit den "Greatest Hits" liefert das Urgewächs aus Seattle nach 15 Jahren einen beeindruckenden Beweis ihres beachtlichen kreativen Outputs, der nicht nur in der Fangemeinde heiß begehrt sein wird, sondern eben auch bei so Typen wie mich. Also ehrlich, wann bekommt man schon die Songs, die sich seit Jahren in den Gehörgängen festgesetzt haben, gesammelt auf einem Album. Eben, deswegen werden bei Ohrwürmern wie "Best Of You", "Everlong" oder "Breakout" doch bei jedem Erinnerungen wach. Und spätestens mit "Pretender" - übrigens der Song, mit dem Dave Grohl endgültig meine Foo Fighters-Distanziertheit gebrochen hatte - ist klar, wie die Band in gleicher Zeit mit sechs Grammys ausgezeichnet wurde und alle sechs Alben allesamt Platinstatus erreichten. Schon beeindruckend - oder wie Dave Grohl selber sagte: "Wie konnte diese Band nur so verdammt groß werden?".
Und nachdem ein Greatest Hits-Album immer etwas Besonderes ist, haben sich auch die Foo Fighters nicht lumpen lassen: Zwei brandneue Songs und eine hervorragende Akustikversion von "Everlong", die das Originalversion sogar noch übertrifft, gibt es oben drauf. Eine runde Sache und ein absolutes Muss für Fans der ersten Stunde - und Nachzüglern wie mich. Bei manchen dauert´s halt länger.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Soundtrack Of The Moment: James Blunt - Goodbye My Lover (live)

Die "Soundtrack Of The Moment"-Reihe dient einem ganz einfachen, egoistischen Zweck: Meine Lieblingsvideos, -bands, -songs etc. kompiliert als ewig fortgeschriebener Video-Soundtrack zum Nachhören und Erinnern. Vielleicht ist ja auch was für euch dabei - und löst den "Als ich das gehört habe, da...."-Moment aus.

Heute mit "Goodbye My Lover" von James Blunt aus seinem damaligen Debüt-Album "Back To Bedlam", hier in einer sehr gelungenen Live-Version. Nun, man kann ja zu James Blunt stehen wie man mag - aber eines kann man dem Kollegen mit Sicherheit nicht absprechen: Sein Händchen für tragisch arrangierte Soft-Songs, die einen in manchen Momenten fast zu Tränen rühren und im gleichen Augenblick an seiner eigenen Geschmacks- und Kitschgrenze zweifeln lassen. Herrlich. Irgendwie.

Montag, 26. Oktober 2009

Review: Mumford & Sons - Sigh No More (CD)

Cooperative Music / Universal

Also, mal ehrlich: Irgendwas ist doch grad im Busch - entweder ist es der Jahreszeitenwechsel oder persönliche Befindlichkeiten in der einseitigen (?) Wahrnehmung der musikalischen Landschaft. Schon lange nicht mehr habe ich eine derart große Auswahl an neuen, faszinierenden Bands in meine Low-Fi-Musiksammlung des Herzens aufnehmen dürfen, wie in diesen Tagen (siehe passenderweise auch das aktuelle Review-Special).
Meine neueste Errungenschaft: Mumford & Sons, die gleich mit ihrem Debütalbum in einem Kreuzzug aus Wärme und Harmonie direkt ins Schwarze treffen. Denn "Sigh No More" ist ein Gesamtwerk, das den Hörer schon mit dem gleichnamigen Opener umarmt und sofort in eine andere Welt jenseits von Trubel, Kälte und Ignoranz entführt. Diese Welt, die das Londoner Quartett in ihrer entspannten Art aus den verschiedensten Facetten aus Country, Bluegrass und einem Hauch Americana geschaffen hat, ist der gelungene Rückzugsort für leise Herbstträumereien und gepflegte Wintermelancholie. Mit Klavier, Orgel, Banjo, Mandoline und Kontrabass heben die Vier um Sänger und Mastermind Marcus Mumford den Indie-Folk auf eine neue, gewichtige Stufe und beweisen, dass jenseits der Fleet Foxes und ihrem leicht entrückten Debütalbum noch einiges mehr an Realitätsnähe und Intensität geht.
Auf der Insel sind die Jungs wohl schon längst vom Geheimtipp zu den Stars der New-Folk- und Indie-Szene aufgestiegen und auch hierzulande wird "Sigh No More" ähnlich einschlagen, da bin ich mir sicher. Wer wie Mumford & Sons bei einem Dutzend Songs mit soviel liebestiftender Nestwärme und aufwühlenden Melodien um sich wirft, hat nichts anderes verdient. Ein geniales Debüt, das sich hiermit verdientermaßen an die Spitze meiner oben angesprochenen Musiksammlung des Jahres setzt.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Reviews aus der Umzugskiste - Teil 3: Hardcore. Screamo. Punk.

Nach Punkrock und sanfteren Indiepop-Tönen, gibt es nun den letzten Teil des dreiteiligen Umzugs-Review-Specials. Heute mit dem vollen Brett unter dem Motto "Reviews aus der Umzugskiste, Teil 3: Hardcore. Screamo. Punk".

Den Anfang machen Death By Stereo mit ihrem neuen Album "Death Is My Only Friend" (I Scream Records / Warner). Und das startet mit der Ruhe vor dem großen Sturm: Einatmen, Ausatmen - um anschließend in gewohnter Manier in einer Mischung aus Hardcore, Punk und Metal zu explodieren. Screams, Shouts, Backvocals: So haut die Truppe um Frontmann Efrem Schulz inzwischen im elften Bandjahr einen wütenden Kracher nach dem anderen raus. Und auch "Death Is My Only Friend" enttäuscht in dieser Hinsicht nicht. Ganz im Gegenteil, das Songwriting ist nochmal um einige Details gewachsen. So verblüfft das fünfte Studioalbum mit chaotischen Soundeskapaden, aber auch mit Pop-Anleihen und hymnenartigen Refrains. Nicht ganz unerheblich dazu beigetragen haben dabei vielleicht die neuen Einflüsse durch das Producerteam aus Jason Freese (u.a. Green Day) und Jay Baumgartner (u.a. Linkin Park). Ein starkes Album, das die Ausnahmestellung von Death By Stereo in der Szene einmal mehr untermauert.

Mir dafür bis dato unbekannt waren dagegen Soul Control, die mit ihrem Album "Cycles" (Bridge 9 / Soulfood) aber ein ähnlich dickes Brett bohren. Weniger Metal, dafür klassischer Hardcore mit etwas Noise und Screamo. Klingt wie so viele andere? Naja, nicht ganz. Zwar ist Produktion etwas glatt geraten und auch die Rotzigkeit á la Ignite oder dergleichen erreichen die Jungs aus Rhode Island nicht ganz. Aber das kann ja noch kommen, immerhin gibt es Soul Control in der Form erst seit gut drei Jahren. Und für ein Debüt ist der Truppe mit "Cycles" ein richtig gutes, weil packendes Album gelungen: High Energy-Hardcore, dem man das Händchen für eine gelungene Mischung aus Wut und Herz bzw. Aggression und Melodie anmerkt. Und um nichts anderes geht es ja.

Eine Herzensangelegenheit ist dafür fast schon das neue Album von Red Lights Flash, die mich mit ihrem dritten Album "Free" und spätestens seit ihrem Gig als Vorband von Pipedown bei einem Konzert irgendwo in der badischen Provinz im Jahr 2004 vollends begeistert haben (siehe auch den Konzertbericht von damals). Umso schöner, dass endlich das Nachfolgealbum "For Your Safety" (RLF Records / Hoanzl) am Start ist - und wieder dermaßen einschlägt. Es ist schon erstaunlich mit welcher Energie und Herzblut die vier Österreicher wieder das Beste am Schnittpunkt zwischen Punk und Hardcore einfangen und mit viel Stimmgewalt und Aggressivität explodieren lassen. Da ist schnell klar, dass es Red Lights Flash mit Bands wie Rise Against, Alexisonfire, Strike Anywhere oder Anti-Flag (auf deren Label sie immerhin auch ein paar Jahre unterwegs waren) locker aufnehmen können. Mit 14 Songs hat "For Your Safety" nicht nur quantitativ einiges zu bieten sondern überzeugt dabei auch noch in der Variablität in Sound und Songwriting, für die ich Red Lights Flash einfach liebe. Da passt selbst das rockige "Is This A Place" am Ende, schließt es doch ganz fantastisch den Spannungsbogen, mit dem das Album den Hörer derartig um den Finger gewickelt hat. Schön zu wissen, dass man sich auf manche Bands (und sein Musik-Bauchgefühl) eben verlassen kann.

Dienstag, 20. Oktober 2009

29.10.2009, Zentralcafé (Nürnberg): Ja, Panik (w/ Dadajugend Polyform)

Gerade eben noch im Zentralcafé mit ordentlich Kuchen und vor allem Captain Planet gebührend den 8. Geburtstag vom Musikmagazin Sellfish gefeiert, könnt ihr euch schon auf den nächsten Kracher gefasst machen.

Also bitte vormerken: lifesoundsreal empfiehlt das Konzert am 29.10.2009 der österreichischen Jungs von Ja, Panik (w/ Dadajugend Polyform) im K4 Zentralcafé, Nürnberg. Einlass ist ab 20:00 Uhr. Nicht verpassen!


















Ja, Panik
Nach dem Kritikererfolg „The Taste and The Money“ (Platz 3 der SPEX-Jahrescharts 2008) kommt nun der Nachfolger in einer dem Geld zugewandten Chronologie mit dem Titel „The Angst And The Money“. Produzent Moses Schneider (Beatsteaks, Tococtronic) hat mit dieser Produktion den Beweis angetreten, dass es sich bei Ja, Panik tatsächlich um die Band der Stunde handelt.

Dadajugend Polyform
Das ist Elektropunk zwischen Gitarre, Synthesizer und Gesang. Und dem Alleskönner, der Beatmaschine Roland Sp404. Die Jungs erfinden das Genre zwar nicht neu, kommen aber außerordentlich charmant und ambitioniert um die Ecke. Knappe einprägsame Sätze erscheinen wohl pointiert zwischen den Beats, schillernden Synthies und einem Bass, der die Bauchdecke hebt.

Montag, 19. Oktober 2009

Reviews aus der Umzugskiste - Teil 2: Indie. Pop. Singer/Songwriter

Und weiter geht´s im Umzugs-Review-Special: Heute unter dem Motto "Reviews aus der Umzugskiste, Teil 2: Indie. Pop. Singer/Songwriter".

Den Anfang macht Helgi Jonsson, der schon mit den ersten Takten seines Albums "For The Rest Of My Childhood" (Sevenahalf / Broken Silence) offene Türen einrennt. Denn der 30-jährige Isländer greift bei den zehn Songs ganz tief in die Gefühlsschublade - und das gelingt im ganz ohne Kitsch, überzogener Tragik oder Schwermütigkeit. Nein, Jonsson hat ein mindestens genauso melancholisches wie dennoch heimeliges Meisterwerk geschaffen - wobei ich wirklich nicht weiß, wie die Leute da oben im unterkühlten Island ticken, aber wenn Alben wie "For The Rest Of My Childhood" dabei herauskommen, kann es so schlecht da nicht sein. Oder man muss wissen, wie man damit umgeht. Und genau das macht Jonsson: Er komponiert Lyrics, Melodien und Gefühle zu einem packenden Soundtrack der bevorstehenden kalten Jahreszeit. Und warum nicht? Warum sollte er auch all die Emotionen mit sich herumschleppen wenn sie derartig liebevoll verpackt in zurückgefahrenem Sounds und betörender Instrumentierung verpackt der Welt mitteilt. Und sich wohl dabei selber kuriert. Und den Hörer ähnlich wie Damien Rice verzaubert.

Ähnlich gefühlvoll, aber dennoch komplett anders schaffen es I Might Be Wrong die stille Jahreszeit effektvoll zu begleiten. Anders als Jonsson bedient sich die Berliner Band auf "Circle The Yes" (Sinnbusrecords / Alive) aber auch elektronischer Hilfsmittel - und begeistert vor allem durch den spannungsgeladenen Sound und den bitterschönen Vocals von Sängerin Lisa von Billerbeck. Leise knisternd, langsam wabernd, mal tempoaufnehmend, mal ausbremsend: So spannt "Circle The Yes" einen sehnsuchtsgetriebenen aber niemals traurigen Bogen zwischen aufblitzender Spielfreude und zurückgezogener Melancholie. Und all das garniert mit unaufgeregten Vocals und gemäßigtem Elektronik-Einsatz. Einfach schön und genau das richtige für all die Wärmesuchenden - auf dem Sofa, unter der Decke, mit bollernder Heizung und bei schwerem Rotwein. Da wird sogar der nass-graue Herbst zur schönen Jahreszeit.

Die Kombination tragisch-schön umschreibt das Album von Port O´ Brien wohl am schnellsten. Aber welche Tragödie die Geschichte dieses Albums begleitet hat, vermögen wohl nur die wenigsten Bands zu verkraften und derart beeindruckend verarbeiten. Der Tod von Cambria Goodwin´s jüngerem Bruder hat "Threadbare" (City Slang) mitten im Aufnahmeprozess in ein Album in eigentlich zwei Thementeilen entwickeln lassen. Während die eine Hälfte der Songs in einer Art Homestudio entstanden und in ihrer fragilen Intimität geprägt sind von Trauer und der Suche nach Trost, kippt der Rest der Song über diese Kante und vermittelt in altbekannter typische Port O´ Brien-Art mit selig-beschwingten Hymnen und wohltuenden Tempo-Nummern Lebenslust und Optimismus. Ein vielschichtiges, emotionales und bei all der Tragik dennoch positives Album, das noch dazu in seiner Entstehung so traurig und im Ergebnis so wunderschön ist, dass man da gar nicht weiter drüber nachdenken mag. Bleibt nur zu hoffen, dass die Zeit - und Musik - alle Wunden heilt. Ein Album wie "Threadbare" ist sicherlich so ein Fall.

Samstag, 17. Oktober 2009

Alec Empire: Zwei Gratissongs und Tour-Trailer

Gerade zurück von der Tour mit Trent Reznor und den Nine Inch Nails, startet in den nächsten Tagen die "The Past – The Present – The Future Tour 2009" von Alec Empire. Was den Konzertgänger dort genau erwartet, erläutert Mr. Empire gerne selbst in einem kurzen Tour-Trailer:



Als Bonus oben drauf verschenkt Alec Empire noch 2 Tracks seiner aktuellen EP "Shivers". Zum einen die Single "1000 Eyes", zum anderen eine Live-Version von "If You Live Or Die". Beide Songs kann man kostenlos auf Alecs Blog herunterladen:

Alec Empire The Past – The Present - The Future Tour 2009
17.10.2009 Hannover, Indiego Glocksee
20.10.2009 Essen, Grend
21.10.2009 Köln, Underground
22.10.2009 Hamburg, Logo
23.10.2009 Berlin, K17
24.10.2009 Cottbus, Gladhouse
28.10.2009 A-Linz, Stadtwerkstatt
29.10.2009 A-Wien, Szene
30.10.2009 Ingolstadt, Paradox
31.10.2009 Leipzig, Lagerhof

Dienstag, 13. Oktober 2009

Reviews aus der Umzugskiste - Teil 1: Punkrock. Rock. And Beyond.

Immer wieder erstaunlich, was an einem Umzug so alles dranhängt: Nicht nur das Packen, Schleppen und Wiederausräumen - nein, auch so bleibt einiges liegen. Umso erfreulicher, wenn man die Kiste mit den aufgelaufenen Promos er letzten gut 3 Wochen unter die Finger bekommt.

Da macht ein Umzugs-Review-Special durchaus Sinn. Deshalb heute unter dem Motto "Reviews aus der Umzugskiste, Teil 1: Punkrock. Rock. And Beyond".

Relativ einfach machen mir Strung Out den Einstieg mit ihrem siebten Album "Agents Of The Underground (Fatwreck / SPV), gibt es doch scheinbar wenigstens ein paar Sachen, auf die man sich bei all dem privaten Wechselgefühlen noch verlassen kann. Emotionaler, hoch energetischer Punkrock, dem man ganz vereinzelt die Wurzeln des Hardcore anmerkt. Umgesetzt mit den charakteristisch-druckvollen Vocals und einer Meldodiedichte, für die man die fünf Jungs zu ihrem 20-jährigen Bandjubiläum nur bewundern und beglückwünschen kann - zumal sie ihren Sound einmal mehr weiterentwickeln konnten. 1A-Punkrock für Fortgeschrittene.

Aus dem gleichen Haus - aber ganz anders im Ansatz dagegen Teenage Bottlerocket, die mir mit ihrem dritten Album "They Came From The Shadows" (Fatwreck / SPV), das erste Mal unter die Augen kommen. In den USA anscheinend schon eine ganz große Nummer zwischen Geheimtipp und Szene-Abfeierei, treffen die Vier aus Wyoming in ihrer erfrischenden Mischung aus klassischem Punkrock, Skatepunk und unter Vereinnahmung diverser weiterer Stile sofort den Nerv. Extrem unterhaltsam, kurzweilig und auf den Punkt. "They Came From The Shadows" schlägt mit der gelungen Mischung aus Punkpop und klassischem Punkrock im ersten Umlauf ein - und erklärt, warum die Jungs über dem Teich schon als nächstes Ding gehandelt werden. Wohl zurecht.

Da bietet sich doch eine schöne Überleitung an, da Teenage Bottlerocket sich ihren Szene-Ruhm auch als Support der Cobra Skulls erspielt haben. Deren zweites Album "American Rubicon" (Gunner Records) packt nochmal all das drauf, was die Jungs oben nach Skate-Punk noch an Platz lassen: Folk-Punk, Rockabilly, Ska und Crust (naja...). Hört sich auf dem Papier nach großer Spielfreude an - und genau das trifft den Nagel auf den Kopf. Nicht umsonst kommen da Anleihen an großartige Bands wie Against Me! oder den von mir ewig-verehrten Mad Caddies auf. Vielleicht in der Tiefe nicht ganz vergleichbar, vermitteln einige Songs doch sehr an Poppunk-Kirmes, aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein. Melodisch, frech, kurzweilig, abwechlsungsreich - Punkrock-Herz was willst du mehr?

Eben. Und deswegen begeben wir uns beim Kramen in den Untiefen der Umzugskiste vom Punkrock in Richtung Rock. Oder wie im Fall von The Assassinations eher in Richtung Rock´n´Roll. Oder Garage-Rock, vielleicht. Nein, doch Noise-Rock. Zugegeben, "Future Blasts From the Pasts" (Hashishin Records / Cargo) bietet all das, was ich unter dem Titel "futuristisch-hypnotischer Schweine-Rock" laufen lassen würde. Nicht, dass ich diesen Titel bis dato schonmal vergeben hätte. Aber ehrlich, "Future Blasts From the Pasts" ist eine derbes Stück Musik, das mindestens so herausfordernd wie mitreißend ist. Einmal darauf eingelassen wird man mitgerissen von einer herben Rock-Collage, die aus Drogen, Farben, Glam, Gaga-Pop und Begeisterung zu bestehen scheint und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Die Label-Info spricht von "Filmmusik", eigentlich ganz clever und passend - nur der Film muss wohl erst noch produziert werden. Denn auf die Schnelle ist schwer beschreibbar, was da die Berliner Frontsau Ghazi Barakat veranstaltet: Muss man gehört haben. Mick Jagger in seinen wildesten Jahren würde jedenfalls seine Freude daran haben. Hut ab!

Da macht es doch Sinn, dass es zum Ende der Punk/Rock-Kiste wenigstens etwas überschaulicher wird: Airpeople bieten nach all dem Wahnsinn fast schon geordnetes Chaos, denn ihr Album "The Golden City" (Golden Antenna) kommt als waschechtes Konzept-Album daher. Jedenfalls was die Auswahl der Songtitel angeht: Hier definiert sich die Reise über diverse Städtenamen, wobei sich mir die Auswahl aus Amsterdam, San Jose, Saigon, Glasgow und diversen Anderen nicht erschließen mag. Aber vielleicht lenkt so was auch zu arg ab. Der Fokus sollte doch wo anders liegen. Hier vornehmlich im Ausweiden der Tiefen des - mir manchmal zu sperrigen und abstrakten - Post-Rock. Aber: Die neun Akustik-Nummern auf "The Golden City" wälzen zwar mit Gitarren-Landschaften und Drum-Walls über den Hörer hinweg, vermögen es aber ihn an die Hand zu nehmen. Airpeople verstehen sich als gekonnte Flugbegleiter auf groß arrangierten Soundteppichen, die dem Hörer alle Aufmerksamkeit abverlangen und mit Laut-Leise-Momenten, Tempo-Wechseln und Melodie-Explosionen belohnen. Kurzweilig, spannend und empfehlenswert.

Ach, da passt es ja, dass lifesoundsreal die Tour von Airpeople präsentiert und zu diesem Anlass gleich 3 Exemplar von "The Golden City" verlost. Alle weiteren Infos findet ihr hier.

Montag, 12. Oktober 2009

lifesoundsreal präsentiert die Tour von Airpeople: Gewinnt das Album "The Golden City"!

Aufgepasst: lifesoundsreal präsentiert Airpeople auf Tour und verlost aus diesem Anlass 3 x das aktuelle Album "The Golden City"! Um eines der Alben zu gewinnen, schreibt einfach eine Mail mit dem Betreff "Airpeople" an lifesoundsreal.

Airpeople Tour 2009:
17.10.2009 Köln, Limes
18.10.2009 Berlin, NBI w/ Junius
20.10.2009 Hamburg, Astra Stube
21.10.2009 Münster, Amp
22.10.2009 Freiburg, KTS w/ Polite Sleeper
23.10.2009 Nancy (F), Soapbox Club
24.10.2009 Bremen, G 18 w/ Polite Sleeper
25.10.2009 Den Helder, De Bliksem
28.10.2009 Frankfurt, Clubkeller
29.10.2009 Bolzano (I), Papperlapapp
30.10.2009 Esslingen, Komma
31.10.2009 Saarbrücken, Das Modul w/ Ten Volt Shoc

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Review: Jochen Distelmeyer - Heavy (CD)

Sony Music Entertainment / Columbia

Bei manchen Bands oder Alben lohnt es sich gar nicht, sich in einer Review über Biografien und Band-Historien auszulassen: Entweder weil sie eh altbekannt sind - oder weil sie nur zu lästig-kontroversen Diskussionen führen würden. Mögen, oder nicht mögen - darum geht´s nämlich.
Das ist vielleicht bei Coldplay so und ganz sicher auch bei Jochen Distelmeyer. Der Kopfmensch aus alten Blumfeld-Zeiten verortet sich selbst und sein Musikverständnis neu im Universum. Inhaltlich folgt Distelmeyer den Weg, den er bekannt ist (war) zu gehen: Unbeirrbar, mutig, definiert. Und das erstaunliche ist: Selbst ein Opener wie "Regen", der in seiner A Capella-Art so nackt, so einfach, so verletzlich - und eben so angreifbar daherkommt, kann man Distelmeyer sofort verzeihen.
Denn das ist seine Art mit der Tür ins Haus zu fallen, Emotionen zu wecken und Aufmerksamkeit auf sich und seine Musik zu lenken. Und viel genialer noch: Alles was danach kommt macht Sinn und vollendet ein Werk, das bei Virginia Jetzt! eher gemischte Assoziationen zwischen Kirmes- und Kitschpop weckt, während "Heavy" zugleich den Finger in die Wunde legen und selbige heilen vermag.
Sicher sind Songs wie "Wohin mit dem Hass" oder "Hinter der Musik" auch irgendwie rockig-bemüht und bilden eigentlich nur den roten Teppich für die nächste große Gefühlstiefe, die Distelmeyer so übermäßig-naiv wie genial vor dem Hörer ausbreitet. Vielleicht sind auf "Heavy" nicht die großen Melodien zu finden, aber dafür immer das wahnsinnige Händchen für wortgewaltige Lyrics, die in ihrem charakteristischen Erzähltonfall eindringlich und beiläufig zugleich daherkommen.
Und wer mit "Lass Uns Liebe Sein" einen echten Übersong geschaffen hat und schon allein damit alle Zweifel derartig gelassen und gleichzeitig intensiv wegwischt, den kann eh jegliche Diskussion zwischen Blumfeld-Ende und Solokünstler-Beginn kalt lassen. Ein tolles Album, auf das man sich einlassen muss. Wie man sich auch auf den Künstler Distelmeyer einlassen muss. Vorausgesetzt man mag ihn. Oder Blumfeld.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Port O´ Brien Update: Album, Tourdaten und Video

Kaum ist mit der Veröffentlichung des neuen Albums "Threadbare" von Port O´Brien die Pflichtaufgabe gekonnt über die Bühne gebracht - folgt schon die Kür auf selbiger. Port O´Brien touren im Dezember durch Europa, hier sind die Deutschlanddaten:

Port O´Brien Tour 2009
30.11.2009 Hamburg - Molotov
01.12.2009 Köln - Gebäude 9
02.12.2009 München - Feierwerk
03.12.2009 Schorndorf - Manufaktur
04.12.2009 Berlin . Lido

Hier als Einstimmung übrigens noch das aktuelle Video zu "My Will Is Good" und einige Aufnahmen vom Showcase aus der Bar 25:



Dienstag, 29. September 2009

Singleauskopplung und Video: Kafkas - Klatscht In Die Hände

Puh, der Umzug ist geschafft - und zwischen Kisten, Kartons und IKEA-Wahnsinn liefern ab sofort die Kafkas das passendeMotto: "Ja, los klatscht in die Hände [...] jetzt wird alles endlich gut".

Passend zur ersten Single-Auskopplung "Klatscht In Die Hände!" zum im Februar des nächsten Jahres erscheinden Album "Paula" gibt es nun auch exklusiv das Video der Punkrocker aus Fulda. Die Filmproduzentin Sophia R. Schwert hat mit ihrem Team von Raketenfilm zu „Klatscht in die Hände!“ einen wirklich gelungenen Videoclip gezaubert.

Kafkas - Klatscht in die Hände

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