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Dienstag, 6. April 2010

Review: MGMT - Congratulations (CD)

Sony Music Entertainment

Also ehrlich, was soll man noch über ein Album schreiben, über das bereits lange vor Veröffentlichung heiß diskutiert wurde. So geschehen mit „Congratulations“, dem neuen Album der Sound-Künstler von MGMT. Das hat nämlich die schlechteste Variante aller viralen Internethypes vor Veröffentlichung durchlebt: Die Single-Vorabveröffentlichung "Flash Delirium" hat die Fans mit unbekannt-krudem Sound vor den Kopf gestoßen - eine Entschuldigung (!) der Band folgte -, das Cover wurde vorab schon als das schlechteste Artwork des Jahres betitelt und zu guter Letzt ist das komplette Album schon Wochen vor Release-Termin ins Netz gelangt (neudeutsch: „geleakt“). Allein die Reaktion der Band war wunderlich: Kurzerhand und relativ gelassen stellten die beiden Franzosen „Congratulations“ als kostenlosen Download auf ihre Seite: "Hey everybody, the album leaked, and we wanted you to be able to hear it from us. We wanted to offer it as a free download but that didn't make sense to anyone but us." (whoismgmt.com)
Mal abgesehen von diesen ganzen Nebenkriegsschauplätzen, die so trefflich den heutigen Umgang der Gesellschaft mit Musik und deren Auffassung als Kunst charakterisieren, haben MGMT mit „Congratulations“ einen echten Anti-Nachfolger zum Überraschungs-Hitalbum "Oracular Spectacular" (2008) geschaffen. Schon die von Fans missverstandene Single "Flash Delirium" deutete an, was die neun Songs sein sollen: Ein Gesamtkunstwerk, das nicht mehr die Leichtigkeit und Eingängigkeit des Debüts zelebriert, sondern der eigentlichen Arbeitsauffassung von Ben Goldwasser und Andrew Vanwyngarden entspricht: Sound-Provokateur und Stil-Jongleure von Elektro, Prog, Dance, Glam und Sixties-Pop - mit Peter Kember (Sonic Boom bzw. Spacemen 3) als Produzent obendrauf. Wer die Entwicklung zwischen den Alben verstehen will muss wissen, dass "Oracular Spectacular" in MGMT-Zeitrechnung aus einer anderen Epoche stammt. Damals noch zu Studentenzeiten als freimütiges Stück Lebensgefühl entstanden, begreifen sich die beiden heute eher als Sound-Pioniere denn als hedonistische Unterhaltungs-Elektroniker für die breite Masse. So gesehen ist ein anachronistisches Werk wie „Congratulations“ nur einleuchtend, zum einen als Abgrenzung und zum anderen als Abbild eines neuen Selbstverständnisses.
Ein Album, dass seinen Hörer die volle Konzentration abverlangt und als Gesamtwerk verstanden werden muss. Und viel schöner noch: Wer genau hinhört, findet versteckt in all dem zögerlichen Sound-Brei, der ausufernden Redundanz und den brillanten Genre-Auffahrunfällen auch auf „Congratulations“ die Melodien und Zitate, die zu Vorgängeralben-Zeiten noch offen platt getreten wurden. Ein verwirrendes Stück Musik, das man lernen muss zu mögen. Nur fraglich, ob sich bei der Vorgeschichte noch jemand die Mühe macht.

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