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Donnerstag, 6. Mai 2010

Wortgedanken: "Na?" - Die Konversationsunverschämtheit

Schon ewig ärgere ich mich darüber, und mindestens genauso lange will ich schon darüber schreiben: Durch Zufall ist mir ein Artikel bei jetzt.de über den Weg gelaufen, der mir die Arbeit abnimmt und dafür sorgt, dass sich mein Blutdruck weiter normal verhält.

Es geht um die Unverschämtheit des kleinen Wörtchens "Na" als Eröffnungsfloskel - gerne in Kombination mit einem ungehörigen Fragezeichen, oder gar unverfrorenen mit Ausrufezeichen. Aber bevor ich mich hier lange aufrege, zitiere ich einfach den Text von Autor max-scharnigg:

Wenn ich mal aus diesen blühenden Gestaden abberufen werde, daraufhin an der
Himmelspforte vor den Dr. Schöpfer treten müsste und er würde mich dort mit
einem „Na?“ empfangen, dann ginge das schon in Ordnung. Der Gott darf das. Der
hat gewissermaßen qua Amt eine solche Autorität, dass er sich zurücklehnen und
„Na?“ sagen kann und das Menschlein vor ihm erzählt darauf fromm sein ganzes
Lotterleben. Es weiß jedenfalls schon, was gemeint ist. Alle anderen dürfen das
„Na?“ aber eher nicht. Trotzdem hat es heute das „Wie geht’s?“ als das abgelöst,
was nach „Hallo!“ kommt und ist eine Unsitte. Hatte das „Wie geht’s?“ schon
immer einen aufgesetzten amerikanischen Touch, ist das „Na?“ einfach nur
wortgewordene Maulfäule und Kennzeichen von Blasiertheit.

Als solcherart Begrüßter soll man sich gefälligst aussuchen, was auf das „Na?“ zu erwidern ist, es lässt einem schließlich alle Möglichkeiten. Zum Beispiel könnte man einfach „Ja“ sagen und weitergehen, da hätte man nichts falsch gemacht und wäre nicht mal unhöflich. Es gibt auf „Na?“ eben keine richtige, falsche oder erwartete
Antwort, das macht diese Floskel so unangenehm. Man kann sie sogar nicht mal an
den Na?-Sager retournieren, was bei „Wie geht’s?“ immerhin blendend
funktionierte. Doch selbst wenn man auf das „Na?“ mit der gebotenen Höflichkeit
erklärt hat, woher man kommt und wohin man geht, lässt sich daran schwer: „Und
jetzt also zu dir: Na?“ anknüpfen. Nein, es gehört immer nur dem einen von zwei
und ist deswegen wie ein Pokal beim Tennis, nur dass ein Spieler ihn schon vor
dem Spiel mit auf den Platz nimmt und auf seine Seite stellt.

Das „Na?“ war auch noch nie freundlich gemeint. Strenge Eltern und moralische Kommissare benutzen es seit jeher, wenn einem Lausbuben das Stündlein der Reue schlagen soll. Dazu kommt noch die unfeine körperliche Untermalung des „Na?“. Es ist ein reines Kinnwort, das bedeutet, das Kinn wird dabei gleichzeitig maximal
rausgehängt und hochgerissen. Im Idealfall entfleucht dann das unselige „Na?“ am
Scheitelpunkt der Kinnumlaufbahn – quasi als verbaler Hammerwurf. Solcherart
beworfen, fühlt man alles andere als die Erotik des Smalltalks und darf deswegen
gerne weitergehen, finde ich. Findet Gott sicher auch. (Quelle:
jetzt.de)

Na?! Besser hätte ich es auch nicht formulieren können...

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