
Und jetzt kommt auf einmal das vierte Album „Blühende Landschaften“ daher - und schlägt ein. Unerwartet, aber vielleicht absehbar: Denn die elf Songs bedienen sich wieder einmal des ganz großen Gefühle-Kaleidoskops zwischen Herzschmerz, Sehnsucht, Freundschaft und Liebe. Kitschiger Pathos und Standard-Pop also? Ja, aber nicht ganz.
Anscheinend haben Virginia Jetzt! endlich die Rolle angenommen, in die sie ewig gesteckt wurden – und für die sie kritisiert oder gar abgelehnt wurden. Denn eine neue Philosophie, ein neues Selbstverständnis scheint auf „Blühende Landschaften“ spürbar: Soll man sich für deutsche Pop-Hymnen schämen? Für unaffektiertes Songwriting, große Arrangements und perfekte Produktion? Im Falle des neuen Virginia Jetzt!-Albums meine ich: Nein!
Wozu ewig das Indie-Deckmäntelchen bemühen, wenn die große Pop-Klamotte doch viel besser steht. Fragt mal Coldplay. Oder Tomte, die weiter versuchen die Indie-Credibility zu wahren. Okay, die Zusatzinfo, dass Stefan Zauner (seines Zeichens Sänger und Chefdenker der Münchner Freiheit) für die Arrangements und einige Song-Parts mitverantwortlich ist, passt schon fast wie die Faust auf´s Auge - aber auch irgendwie ins Gesamterscheinungsbild: Deutsch-Pop frisst Indie-Schlager und definiert dabei seine eigene Genre-Nische. Sicher kann man über diese Entwicklung und die in gewisser Weise vollzogene Selbstlegitimation geteilter Meinung sein - aber die Umsetzung auf „Blühende Landschaften“ überzeugt in ihrer Konsequenz.
Vielleicht auch, weil das Album in der richtigen emotionalen Stimmungs(schräg)lage trifft, wenn der Spätsommer vor der Tür steht und der Herbst nicht mehr aufzuhalten scheint. Aber solche Befindlichkeiten helfen normalerweise nicht einmal einem mittelmäßigen Album. Deshalb traue ich mich zu sagen: Ein gelungenes Album, auch wenn es für mich (und vielleicht für die Band selbst) mehr ein Debütalbum ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen