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Dienstag, 13. Oktober 2009

Reviews aus der Umzugskiste - Teil 1: Punkrock. Rock. And Beyond.

Immer wieder erstaunlich, was an einem Umzug so alles dranhängt: Nicht nur das Packen, Schleppen und Wiederausräumen - nein, auch so bleibt einiges liegen. Umso erfreulicher, wenn man die Kiste mit den aufgelaufenen Promos er letzten gut 3 Wochen unter die Finger bekommt.

Da macht ein Umzugs-Review-Special durchaus Sinn. Deshalb heute unter dem Motto "Reviews aus der Umzugskiste, Teil 1: Punkrock. Rock. And Beyond".

Relativ einfach machen mir Strung Out den Einstieg mit ihrem siebten Album "Agents Of The Underground (Fatwreck / SPV), gibt es doch scheinbar wenigstens ein paar Sachen, auf die man sich bei all dem privaten Wechselgefühlen noch verlassen kann. Emotionaler, hoch energetischer Punkrock, dem man ganz vereinzelt die Wurzeln des Hardcore anmerkt. Umgesetzt mit den charakteristisch-druckvollen Vocals und einer Meldodiedichte, für die man die fünf Jungs zu ihrem 20-jährigen Bandjubiläum nur bewundern und beglückwünschen kann - zumal sie ihren Sound einmal mehr weiterentwickeln konnten. 1A-Punkrock für Fortgeschrittene.

Aus dem gleichen Haus - aber ganz anders im Ansatz dagegen Teenage Bottlerocket, die mir mit ihrem dritten Album "They Came From The Shadows" (Fatwreck / SPV), das erste Mal unter die Augen kommen. In den USA anscheinend schon eine ganz große Nummer zwischen Geheimtipp und Szene-Abfeierei, treffen die Vier aus Wyoming in ihrer erfrischenden Mischung aus klassischem Punkrock, Skatepunk und unter Vereinnahmung diverser weiterer Stile sofort den Nerv. Extrem unterhaltsam, kurzweilig und auf den Punkt. "They Came From The Shadows" schlägt mit der gelungen Mischung aus Punkpop und klassischem Punkrock im ersten Umlauf ein - und erklärt, warum die Jungs über dem Teich schon als nächstes Ding gehandelt werden. Wohl zurecht.

Da bietet sich doch eine schöne Überleitung an, da Teenage Bottlerocket sich ihren Szene-Ruhm auch als Support der Cobra Skulls erspielt haben. Deren zweites Album "American Rubicon" (Gunner Records) packt nochmal all das drauf, was die Jungs oben nach Skate-Punk noch an Platz lassen: Folk-Punk, Rockabilly, Ska und Crust (naja...). Hört sich auf dem Papier nach großer Spielfreude an - und genau das trifft den Nagel auf den Kopf. Nicht umsonst kommen da Anleihen an großartige Bands wie Against Me! oder den von mir ewig-verehrten Mad Caddies auf. Vielleicht in der Tiefe nicht ganz vergleichbar, vermitteln einige Songs doch sehr an Poppunk-Kirmes, aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein. Melodisch, frech, kurzweilig, abwechlsungsreich - Punkrock-Herz was willst du mehr?

Eben. Und deswegen begeben wir uns beim Kramen in den Untiefen der Umzugskiste vom Punkrock in Richtung Rock. Oder wie im Fall von The Assassinations eher in Richtung Rock´n´Roll. Oder Garage-Rock, vielleicht. Nein, doch Noise-Rock. Zugegeben, "Future Blasts From the Pasts" (Hashishin Records / Cargo) bietet all das, was ich unter dem Titel "futuristisch-hypnotischer Schweine-Rock" laufen lassen würde. Nicht, dass ich diesen Titel bis dato schonmal vergeben hätte. Aber ehrlich, "Future Blasts From the Pasts" ist eine derbes Stück Musik, das mindestens so herausfordernd wie mitreißend ist. Einmal darauf eingelassen wird man mitgerissen von einer herben Rock-Collage, die aus Drogen, Farben, Glam, Gaga-Pop und Begeisterung zu bestehen scheint und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Die Label-Info spricht von "Filmmusik", eigentlich ganz clever und passend - nur der Film muss wohl erst noch produziert werden. Denn auf die Schnelle ist schwer beschreibbar, was da die Berliner Frontsau Ghazi Barakat veranstaltet: Muss man gehört haben. Mick Jagger in seinen wildesten Jahren würde jedenfalls seine Freude daran haben. Hut ab!

Da macht es doch Sinn, dass es zum Ende der Punk/Rock-Kiste wenigstens etwas überschaulicher wird: Airpeople bieten nach all dem Wahnsinn fast schon geordnetes Chaos, denn ihr Album "The Golden City" (Golden Antenna) kommt als waschechtes Konzept-Album daher. Jedenfalls was die Auswahl der Songtitel angeht: Hier definiert sich die Reise über diverse Städtenamen, wobei sich mir die Auswahl aus Amsterdam, San Jose, Saigon, Glasgow und diversen Anderen nicht erschließen mag. Aber vielleicht lenkt so was auch zu arg ab. Der Fokus sollte doch wo anders liegen. Hier vornehmlich im Ausweiden der Tiefen des - mir manchmal zu sperrigen und abstrakten - Post-Rock. Aber: Die neun Akustik-Nummern auf "The Golden City" wälzen zwar mit Gitarren-Landschaften und Drum-Walls über den Hörer hinweg, vermögen es aber ihn an die Hand zu nehmen. Airpeople verstehen sich als gekonnte Flugbegleiter auf groß arrangierten Soundteppichen, die dem Hörer alle Aufmerksamkeit abverlangen und mit Laut-Leise-Momenten, Tempo-Wechseln und Melodie-Explosionen belohnen. Kurzweilig, spannend und empfehlenswert.

Ach, da passt es ja, dass lifesoundsreal die Tour von Airpeople präsentiert und zu diesem Anlass gleich 3 Exemplar von "The Golden City" verlost. Alle weiteren Infos findet ihr hier.

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