G Records / Intergroove
So schön die allseits grassierende Veröffentlichungsflut im Alt.Country-Bereich auch sein mag, sie fordert gleichzeitig auch weitere Definitionsspitzfindigkeiten. Nun hat sich jemand den Begriff „Country Noir“ ausgedacht und wohl dabei an Okieson gedacht.
Und tatsächlich: „Cupboard Full Of Things”, das zweite Album der holländischen Band Okieson ist so ziemlich der Gegenentwurf zu dem, was momentan da draußen vor unseren Fenstern passiert. Da kann der Frühling noch so mächtig heranrauschen und die Natur explodieren lassen - bei den gut 50 Minuten mit Okieson scheint die Zeit noch dunkelbunt zu sein und still zu stehen. Dabei geht es nicht immer melancholisch daher, was Sebastian van Bijlevelt als Sänger und Mastermind auf „Cupboard Full Of Things” so abliefert.
Nein, es ist eher die wüste, leere, statische Atmosphäre die da mit allerhand zurückgefahrener Instrumentierung zelebriert wird. Zwischen Folk, Roots und klassischem Singer/Songwriter-Künsten schimmert der Sound von Okieson als glitzernd-schöne aber schüttere Musiklandschaft in allen Facetten der Moll-Tonlage. Aber wen wundert´s, hat das Quintett doch zum Teil namhafte Gastmusiker für ihr zweites Album gewinnen können: So finden sich z. B. mit Paul Niehaus (Calexico) und Tony Craw (Lambchop) gleich zwei Meister der Lo-Fi-Kunst in der zusätzlichen Besetzungsliste.
Aber dabei sind Songs wie „Fix Me Up“ oder „Sittin' In The Sun“ wahrlich keine melodramatischen Stimmungskiller, sondern jedes Stück ist für sich eher ein Abbild verschiedenster Stilmittel, mit der es Okieson schaffen, den getragenen Sound der Weite in Songs zu pressen. Den einzigen Vorwurf den man den Holländern dann auch machen kann, ist die Tatsache, dass manchmal die Handbremse zu arg gezogen wird: Dann nämlich, wenn sich die Songs selbst auszubremsen scheinen und die Spannung der Langsamkeit zu viel Raum gewährt. Langeweile kommt zwar nicht auf, aber dennoch überkommt den Hörer über die Gesamtspielzeit eine gewisse unterschwellige Trägheit, die fast schon nervös macht.
Da wäre etwas weniger wenig vielleicht ein wenig mehr gewesen. Abgesehen davon aber ein durchaus berührendes Album, das zwar nicht ganz in die Jahreszeit passen mag, sich aber seine eigene Nische absolut verdient hat. Ein Hoch auf den „Country Noir“.
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